02) Corona - braucht kein Mensch

Natürlich darf auch das Thema nicht in meinem Blog fehlen. Corona. Man muss sich nicht wundern, dass solche Krankheiten entstehen, wenn man in manchen Teilen der Erde sieht, was da alles auf dem Essenstisch landet. Aber ist es wirklich auf die dortige Ernährung in Asien zurückzuführen? Ist es aus dem Labor entwichen, so nach dem Motto in der Fledermausabteilung "Hoppla, wer hat denn das Fenster offen gelassen" und "wo ist Fledermaus 4711 mit dem neuen COVID-Erreger?" 
Hmm, schwierig als Normalbürger sich da eine klare Meinung bilden zu können.
Natürlich ist Suppe aus dem Maul einer Fledermaus eventuell ein Herd für Krankheitserreger. Allerdings wenn man sich unsere Fleischindustrie mal genauer ansieht, ist das Brüten von Krankheitserreger gar nicht soweit weg. Wenn man im Supermarkt die abgepackte Wurst sieht, Kaufpreis oder sollte ich Kampfpreis schreiben, 79cent für 100 Gramm Salami, muss man sich doch nicht wundern. Rechnet mal die Verpackung aus, der bunte Aufdruck, die Lagerung, den Transport, was bleibt da noch übrig? Also billig muss es sein. 
Wenn ich mich mit meinen Kollegen aus der Stadt unterhalte, die kennen gar keinen Metzger. "Die Wurst vom Rewe ist echt superlecker" höre ich da immer wieder. Wahnsinn, oder?
Wir kaufen unsere Wurst und unser Fleisch beim Dorfmetzger. Da kennt man die Leute die die Viecher halten, den Hof auf dem die Leben und den Metzger der sie um die Ecke bringt. Ja, das kostet mehr. Nicht selten gehen wir mit 30EUR weniger im Geldbeutel aus dem Geschäft. Aber hey, es ist unser Essen, es sollte uns das doch Wert sein.
Aber zurück auf Corona. Wer hätte das gedacht das ein klitzekleiner Virus die Welt verändert. Wer hätte gedacht, dass das Leben von heute auf morgen sich komplett ändert. Die Welt, die Natur hat uns gezeigt, wer den längeren hat, wer wirklich der stärkere ist. Es ist aber auch nicht alles schlecht, was der Virus uns gezeigt hat. Natürlich die Todesopfer - schrecklich. Anfangs haben wir das sicher alle unterschätzt. Als aber die Opfer in Italien die 15000 durchbrochen hat - und das innerhalb kurzer Zeit, hat sich in meinen Augen alles geändert. 15000 Einwohner hat die Gemeinde in der ich wohne. Es ist also innerhalb 2-3 Wochen unsere komplette Gemeinde ausgestorben. Alles wurde nun nebensächlich. Die Kinder, die sich nicht mehr mit Freunden treffen konnten - dies finde ich übrigens schlimmer als für ein paar Wochen den Schulunterricht schleifen zu lassen. Wir Erwachsene mit dem unguten Gefühl wie es weitergeht. Wie meistern wir das Ganze, was machen unsere Jobs, wie verhalten wir uns gegenüber unseren Kindern, oh wie sehr fehlte uns auch der Kontakt zu Freunden. Die Älteren Leute, die plötzlich nicht nur alleine, sondern auch einsam waren. Das ist übrigens ein riesengroßer Unterschied. Alleine für ein paar Tage ist was anderes als Einsamkeit für mehrere Wochen oder Monate. Das kann man alles schlecht in einem Blog in wenigen Zeilen niederschreiben.
Aber zurück was es uns gebracht hat. Erschreckend war der Punkt der jungen Mütter, meiner Kolleginnen, die sich plötzlich um ihre eigenen Kinder kümmern mussten, da sie nicht mehr im Kindergarten geparkt werden konnten. Plötzlich waren sie zuhause, mussten bespielt werden, brauchten neben dem Frühstück auch noch Mittag was zu Essen. Ich bin da wohl zu altmodisch, oder meine italienischen familiären Gene schlagen durch. Wie sehr waren meine Frau und ich nervös, als wir unsere Kinder mit etwa 4 Jahren zum ersten Mal in den Kindergarten gebracht haben. Es ist das erste loslassen gewesen und es war hart - für uns, nicht für unsere Kinder. In der heutigen Gesellschaft und in der heutigen modernen Zeit nehmen sich die Väter Erziehungsurlaub um ihren Hobbies nachzugehen und im Alter von 6 Monaten kommen die Kinder in den Kindergarten. "Das ist gut für das Kind". In Wahrheit ist es gut um die Lebenshaltungskosten reinzuarbeiten, den hohen Lebensstandard zu erhalten um trotz fehlenden Eigenkapital doch noch das Haus zu kaufen, den SUV zu leasen und den notwendigen Hund zu holen. Ich könnte mich da ewig auslassen. Nein, mache ich nicht. Aber die Kinder gehören in die Obhut der Eltern und mit 4-5 Jahren in den Kindergarten. Corona ist wohl der gleichen Meinung.

Corona und das Schulsystem: Wir schreiben das Jahr 2020. Ich sage Siri "schalte das Radio und das Licht ein". Meine Uhr sagt mir, ich bin diese Stunde noch nicht gestanden und mein Auto meldet mir einen fälligen Service. Mein iPad liefert mir meine geliebte Tageszeitung, die Spülmaschine pingt mich an das sie fertig ist und ausgeräumt werden kann. Die Bücher die wir lesen sind auf einem Reader, der weniger als 100gramm wiegt und mehrere Wochen keine Steckdose braucht. Die Bücher die meine Tochter für die Schule braucht sind in ihrem Rucksack und wiegen mehrere Kilogramm und die muss die jeden Tag mitnehmen. Hallo 2020.
Und jetzt ist die Schule geschlossen. Es ist die richtige Zeit um aufzuwachen. Keine Einrichtung hat Corona so derart ihre Schwächen aufgezeigt, als den Schulen. Das Kultusministerium hält an der Aussage "das haben wir schon immer so gemacht" anscheinend fest, dabei wäre es so einfach. Virtuelle Classrooms, Software die teilweise wenig kostet, Tablets auf denen Bücher gespeichert werden können. Hausaufgaben die digital versendet werden. Marode Schulbusse die nun wirklich verschrottet werden können. WLAN ist doch so gut wie in jedem Haushalt. Ganz ehrlich, das ist doch zu meistern. Natürlich was das ein Schlag von heute auf morgen, aber es geht darum daraus zu lernen und es in Zukunft zu vermeiden. Im Großen und Ganzen hat es ja ganz gut geklappt. Meine Tochter befand sich im Abschlussjahr, die Übungen und Hausaufgaben wurden per Email oder dem Schulmanager verteilt. Die Klasse selbst hatte WhatsApp, also passt schon. Die kleineren Schulkinder hat es da sicher härter erwischt. Wir reden aber von einem Schulausfall von 3 Monaten. Es ist kein Krieg ausgebrochen, bei dem ein Elternteil an der Front war, die Schule zerbombt wurde und für die nächsten Jahre keine Aussicht auf Unterricht war. Letztens habe ich gelesen, dass aus der Krise gerade mal 5% der Schulen gelernt haben und sich digital aufgestellt haben. Echt jetzt? 5%? Also ganze 5%?
Ich verstehe, es sind schon Kosten die da entstehen. Aber wenn man es hochrechnet: Ein iPad kostet knapp 400EUR. Bei pfleglicher Behandlung und der derzeitigen Updatepolitik von Apple funktioniert es mindestens 6 Jahre. Gebe ich jeden Dritt-Klasskind ein iPad sind das jedes Jahr in etwa 300MioEUR Invest in unser Bildungssystem. Wir haben etwa 45Mio Erwerbstätige in Deutschland. Sind jährlich - runden wir auf - 7 EUR. Einmalig. Kann man doch irgendwo abzwacken oder? Ich zahle jährlich 10 EUR für unsere Feuerwehr in der Gemeinde und ich bin froh das sie da ist und wenn sie 20EUR verlangen würden, wäre ich immer noch dabei. Auch für die Kirche zahle ich und das jeden Monat.

Corona und unser Arbeitsleben: Wie wurde uns von heute auf morgen im Spiegel gezeigt, ob man Systemrelevant ist oder nicht. Knallhart. Plötzlich hat sich alles geändert. Klopapieraktien schossen in die Höhe, Nudeln war das neue Gold und der tägliche Applaus an die ganzen Helfer im Gesundheitsbereich durfte auch nicht fehlen. Corona hat uns auch ein wenig die Augen geöffnet. Leider ist drei Monate später davon nicht mehr soviel übrig. Das Klopapier ist wieder im Regal, Nudeln ebenfalls und es klatscht keiner mehr. 
Wie sehe ich das alles von meinem Situation? Ich bin Angestellter bei einem großen Industriebetrieb in München. Ich muss gestehen, es hat alles relativ reibungslos funktioniert. Ich hatte vorher schon die Möglichkeit einen Tag im HomeOffice zu arbeiten - nun sind es fünf in der Woche. Es hat mir aufgezeigt, dass die Arbeit nicht weniger geworden ist. Anders, aber eben nicht weniger. Der Tag beginnt entspannt. Kein frühes aufstehen um 5:00 Uhr um so schnell wie möglich auf die Autobahn zu kommen, bevor man im Stau steht. Keine Hektik im Büro um von Konferenzraum zu Konferenzraum zurück ins Büro zu hecheln und zwischendurch noch schnell einen Kaffee runterschütten. Nein, es ist entspannt. Ja die Meeting digital sind auch anstrengend. Anders anstrengend. Man muss viel mehr konzentrieren, dass geht auch an die Substanz. Aber man macht plötzlich Pausen. In einem 3 Stunden-Meeting ist es nun selbstverständlich mal für 15min eine "biologische" Pause zu machen. Gab es früher nicht. Der Stau auf der Autobahn ist auch weg. Das Kantinenessen fehlt mir auch nicht die Bohne. Aber so locker ich davon profitiert habe, so hart ist es natürlich für die Städtler. Die in ihren 30qm Buden ohne Balkon sitzen und nicht raus können. Ich habe einen Garten, unzählige Sitzmöglichkeiten um die Perspektive immer wieder zu ändern - die Städtler eben nicht. Für die war es leiden pur. Natürlich gab es noch ein Gruppe die gelitten haben in dieser Zeit. Nein, ich meine nicht die Mineralölkonzerne, sondern unsere sogenannten Führungskräfte des Unternehmen. Bei uns gibt es Hautpabteilungsleiter, die ihre Abteilungsleiter brauchen, die wiederum auf ihre Gruppenleiter zurückgreifen, die auf ihre Teamleiter zählen und die schließlich auf uns Mitarbeiter schauen. Die sogenannten Führungskräfte die teilweise nicht mal ein Tagebuch führen können, hatten plötzlich keine Mitarbeiter mehr. Jeder war im HomeOffice. Trotzdem hat aber die Arbeit geklappt. Ganz ohne Führung. Ach du kacke, das kann doch nicht sein. Was tun? Ganz einfach! Die Mitarbeiter müssen wieder ins Büro. Die Führung hat sich einfallen lassen, eine Belegungsquote einzuführen. Da es immer noch Abstandregelungen gibt, sind knapp 50% Belegungsquote doch super. Die Führungskräfte können endlich wieder führen - die Mitarbeiter sind ja wieder da. Man hat wieder eine - nein das wäre nun böse - eine Daseinsberechtigung in dieser Menge. Einige meiner Kollegen waren darüber natürlich froh, also die in ihren 30qm-Buden, ohne Balkon. Ich selbst halte mich da ein wenig zurück. 1 Tag im Büro muss ausreichen. Man muss dazu wissen, wenn ich im Büro in München sitze, sind alle Termine trotzdem online - also wie zuhause, aber eben mit Wecker, Stau und Kantine. Macht das Sinn? Ich fasse mal zusammen; Büroflächen sind sauteuer (wie übrigens unsere Führungskräfte), die Arbeit wurde trotzdem mit hoher Qualität erledigt (trotz fehlender Führung), die berühmte Work-life-Balance war wirklich ausbalanciert, die CO2-Belastung ist zurückgegangen, es gab keinen Stau mehr, die Strassenverkehrsunfälle gingen stark zurück und das Zuhause hat an Bedeutung stark zugelegt. Den Wecker braucht niemand mehr. Das Freiheitsgefühl ist gestiegen. Meine Familie ist alles, jetzt noch mehr wie vor der Krise.
Trotzdem, Corona braucht kein Mensch.