03) 16-8 ist nicht das neue Filmformat


Ich stell mich auf die Waage - leckomio, die zeigt aber viel an. Diese Situation hatte ich schon oft in den vergangenen Jahren, also nix ungewöhnliches. Immer wieder schwankt das Gewicht mal 5kg mehr, mal wieder 5kg weniger. Das ist keine Welt, aber trotzdem fühlt man sich unwohl. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen mit Übergewicht sich wohl fühlen. Es soll jetzt nicht diskriminierend klingen, aber dicke Menschen die nicht aus gesundheitlichen Gründen Fettleibig sind, können die wirklich glücklich sein, oder entwickeln diese einfach eine andere Ansichtsweise? Eine "es ist wie es ist" Einstellung. "Es ist so und ich kann nichts dran ändern?" Oder ist es im Inneren: "Ich bin Fett und will nichts dran ändern, da es ja so ist, wie es ist."
Es gibt natürlich auch einen Unterschied von Dick und Dick. Wenn jemand in Rente ist, sein Leben genießt, einen Bauch ansetzt ist das etwas anderes, als ein 20jähriger der sich kaum die Schnürsenkel binden kann und bei jeder Gelegenheit den Fahrstuhl benutzt, anstelle die Treppe zu nehmen. Ich möchte aber eigentlich nicht über andere Schreiben. "Jeder ist des eigenes Glückes Schmid", hat meine liebe Oma immer gesagt, da fällt mir ein, ich sollte ihr einen Post widmen.

Zurück zum mir. Meine Waage zeigt also zu viel an. Was kommt in Frage? Durch die derzeitige Corona-Situation merkt man, mein Gewicht ist stetig gestiegen. genau um 4 kg in 3 Monaten. Ich denke ich brauche mindestens genauso lange, um es wieder abzubauen. Eine Geheimwaffe ist Laufen. Ich fahre gerne Rennrad und früher bin ich viel gelaufen. Letzteres hat nachgelassen. Aber Laufen ist nicht nur Fett-verbrennungs-technisch eine Super Sache. Was konnte ich schon arbeitstechnische Fragen lösen, wie sehr konnte ich schon Selbstgespräche führen und hey, ich hatte einen kompetenten Gesprächspartner. Was das Größte ist, ist allerdings die Tatsache der Meditation. Hat man mal eine Grundfitness und man läuft, am besten ohne Musik, man hört seine eigenen Schritte - tip tap tip tap - man schaltet ab, man bekommt von der Außenwelt nichts mehr mit. Vielleicht nennen das manche das berühmte "Runnershigh", ich nenne es eher einen Zustand, ganz bei mir zu sein. Es ist schwer zu glauben, aber ich habe mich dabei schonmal total verlaufen, da ich gar nicht mehr richtig mitbekommen habe, gelaufen zu sein. Bis ich "aufwachte" und in völliger Einsamkeit ringsum ausser Felder und Hügel nichts mehr um mich hatte. Da ist man relativ schnell wieder bei sich.

Ja, Sport ist das Mittel schlechthin. Aber es gibt natürlich auch weitere Möglichkeiten. Ich hatte mal Situationsbedingt, 10 kg die runter mussten. Neben dem Laufen versuchte ich da mal "Weight Watchers". Ist kostenpflichtig und ich machte das nur aus Spaß - und das Ergebnis war sensationell. Keine Ahnung, anscheinend braucht der Mensch immer eine Anweisung. In diesem Fall die Anweisung Punkte zählen. Was für ein mächtiges Instrument, dieses Weight Watchers. Ein teures Instrument, aber ein erfolgreiches. Ich habe einfach abgenommen. Ja, es war hart, aber es war irgendwann nicht mehr anstrengend seine Punkte einzuhalten. 
Das man sich das vielleicht ein wenig vorstellen kann: Jedes Essen wird mit Punkte dargestellt. Ein Cafe hat 1 Punkt, Obst hat null usw. Je nach Gewichtsklasse bekommt man Tagespunkte. In meinem Fall waren dies 26 Punkte für den Tag. Wäre ich immer noch bei Weight Watchers, mein Crossaint heute früh hätte 20 Punkte gehabt - nur das man ein Gefühl bekommt, wie wenig 26 Punkte sind. Man ändert seine Essgewohnheiten und versucht die Punkte zu unterbieten, man isst Sachen die keine Punkte haben, also Obst. Macht man Sport, bekommt man Zusatzpunkte. Tja, somit Motivation pur. 10km Laufen ist eine Leberkäs-Semmel, zwar mit einer dünnen Scheibe, aber immerhin.

Es gibt aber in der heutigen Zeit neue Programme zum Ändern von Essgewohnheiten. Die berühmte Hirschhausen-Diät, die auch gerne Intervallfasten oder 16-8 genannt wird, ist eine davon. Herr Dr. Hirschhausen kennt man aus dem TV, dort schätze ich seine Beiträge sehr. Da ein Kollege seine 16-8 Methode erfolgreich anwendet, habe ich mir gedacht, probiere ich es aus. Ausser Gewicht kann ich ja nichts verlieren.
Das Prinzip ist einfach. Man darf 8 Stunden am Tag Essen, ohne großartig sich einzuschränken und macht danach eine Essenspause von 16 Stunden. Nun das ist keine Diät im herkömmlichen Sinn, sondern eher eine Änderung der Essgewohnheit. Studien belegen wohl, dass nach 12 Stunden der Kohlenhydratspeicher eines Menschen aufgebraucht ist und dann der Körper auf die Fettreserven zurückgreift. Hört sich schon interessant an. Somit war ausprobieren angesagt. Als Applejünger der ersten Stunde, gibt es da natürlich auch Apps, auch für die AppleWatch die einen höflich daran erinnert. Ich habe mir die Hirschhausen-App ausgesucht.

An einem Sonntag ging es los, mein Essenfenster war von 10-18 Uhr. Ich habe mein Gewicht mit meiner SmartHome-Netzwerk-Körperfettwaage gemessen. Ziel war, es mal eine Woche auszuprobieren. Mit WeightWatchers habe ich da schon große Erfolge erzielt, somit fand ich eine Woche angemessen.

Es war der erste Abend, ich war in der Essenspause und ich hatte Hunger. Keine Ahnung, ich denke es ist Kopfsache. Man "darf" ja nichts mehr Essen, also hat man besonders großen Hunger - erst am nächsten Tag um 10:00 Uhr durfte man wieder. Ok, Augen zu und durch, mein Magen knurrt.
Am nächsten Morgen natürlich erstmal auf die Waage und siehe da, wow, 400gramm weniger. Also motiviert an den zweiten Tag. Gleiches Spiel, gleiches Essensfenster, gleiche Essenspause und natürlich wieder ab 18:00 Uhr einen Bärenhunger. Beim Schlafen einen Bärenhunger und natürlich auch beim Aufwachen. Beim Aufwachen ist der Hunger mit den Tagen immer besser geworden, also das Verlangen nach Essen hat nachgelassen, der Hunger war immer noch da. Mein Körper war nur relaxter - er wusste ja, um 10:00 Uhr bekommt er was zu Essen. Man sieht schon, dass man seinen Körper erziehen kann.
Meine Waage zeigte aber etwas anderes an. Mal war es mehr, mal war es weniger. Egal, weitermachen war angesagt. Die Woche ziehe ich durch, wird sich schon bessern - dachte ich.

Ich weiß nicht warum, aber die Werte auf der Waage wurden nicht besser. Die 400gramm vom ersten Tag waren wieder aufgeholt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich esse in den 8 Stunden der Essensphase nicht mehr als sonst, hatte aber dafür jeden Abend Hunger. Teilweise war es so, dass ich um 17:50 Uhr noch schnell was gegessen habe, da ja meine Essenspause 10min später startet. Ich denke das war das falsche dran, aber hey, es ist mein Essensphase. 

Die Ernüchterung kam am morgen des achten und somit letzten Tages. Die Woche war vorbei und ich wollte es wissen. Ich habe über die Woche von meinem Startgewicht aus gerechnet 100gramm zugenommen. Das ist nicht die Welt, ich habe gehungert, ich habe mir etwas anderes erhofft.

Es ist jetzt nicht so schlimm, bei einigen funktioniert es, bei mir eben nicht. Ich brauche anscheinend Punkte - wie auch immer, Intervallfasten war ein Selbstversuch der gescheitert ist. Ich würde es aber trotzdem jeden empfehlen es mal auszuprobieren. Man kann ja nichts kaputt machen. Eventuell wäre es von mir sinnvoll gewesen, nochmal eine Woche dranzuhängen. Aber ehrlich gesagt, ich hatte wegen dem ausstehenden Erfolg einfach keine Lust mehr. Somit habe ich den Account gelöscht, die App entfernt, eine Pizza in den Ofen - und das am Abend um 19:00 Uhr.